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| Hans-Günter Meyer-Thompson | Verschiedenes

Baden-Württemberg Study of Pathological Gambling

Ergebnisse der klinischen Untersuchungen

(...) Zusammengefasst weist die Untersuchung an 515 Patienten die Automatenspiele mit 87 Prozent als die eindeutig präferierte Spielform auf, gleichzeitig fand sich eine hohe Belastung an substanzbezogenen Abhängigkeiten (Nikotin 80 Prozent, Alkohol 28 Prozent). Ebenfalls häufiger als in der „Normalbevölkerung“ waren Depressionen (16 Prozent) sowie Persönlichkeitsstörungen. Darüber hinaus berichteten 16 Prozent der Spieler von mindestens einem Suizidversuch. Auch bei erstgradigen Verwandten fand sich - verglichen mit den Verwandten der Kontrollgruppe - ein überraschend hohes Vorkommen an Alkoholabhängigkeit (27,0 Prozent vs. 7,4 Prozent) und pathologischem Glücksspiel (8,3 Prozent vs. 0,7 Prozent). Dies stützt die Annahme ähnlicher Ursachen, möglicherweise auch einer erhöhten genetischen Belastung, zwischen beiden Störungsbildern und spricht für die Einordnung der Diagnose in das Kapitel der Suchtkrankheiten. Je jünger die Patienten beim ersten Glücksspiel waren, desto ausgeprägter war der spätere Schweregrad der Erkrankung. Vor allem dieser Befund erscheint im Hinblick auf präventive Maßnahmen von hoher Bedeutung.

Ergebnisse der neurobiologischen Untersuchungen

Pathologische Spieler unterscheiden sich von gesunden Probanden in ihrer Entscheidungsfindung, ihren Gehirnstrukturen und -funktionen. Besonderes Augenmerk galt hier dem Einfluss von Begleiterkrankungen, wie substanzgebundene Abhängigkeitserkrankungen und depressive Symptomatik. Die Daten legen die Vermutung nahe, dass es nicht DEN Spieler gibt, sondern Subtypen mit unterschiedlichen Begleiterkrankungen, die sich in bestimmten Hirnfunktionen, Hirnstrukturen und Verhalten unterscheiden.

Aufgrund der Ergebnisse sollten sich zukünftige Therapiekonzepte mehr subgruppenspezifisch orientieren und die vorhandenen Begleiterkrankungen stärker berücksichtigen. (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Pressemitteilung, 11.04.2017)

https://www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/artikel/pressemitteilung-vom-11042017-1.html